Beim ersten Kontakt mit dem Player fällt sofort das doch relativ hohe Gewicht von 442g, sowie die Größe, speziell der Tiefe von 25mm auf. Dennoch zählt er bei Weitem nicht zu den schwersten seiner Kollegen. Diese Art von Player benutzt man in der Regel nicht zum Joggen, sondern eher um High-End transportabel zu machen. Qualitativ ist der N8ii, wie es für ein Gerät dieser Preisklasse sein soll, absolut hervorragend. Der gravierte, goldene Lautstärkeregler verleiht dem Gerät zusätzlich eine edle Optik. Generell finde ich das Design des Players absolut gelungen. Manche mag evtl. stören, dass der Player auf keine der flachen Seiten gestellt werden kann, da diese abgeschrägt sind. Ich persönlich finde dies sehr durchdacht, da man den Player so immer auf die Seite legen muss; ein versehentliches Umfallen ist somit ausgeschlossen. (Man weiß nicht wie gut die Röhren, trotz Gummidämpfung dies wegstecken.) Ein absolutes Highlight des Players sind die sichtbaren Röhren auf der linken Seite. Im Lieferumfang ist wie bereits erwähnt eine petrol-farbene Ledertasche, die dank Aussparungen ebenfalls einen Blick auf die Röhren zulässt.
Bedient wird der N8ii über das 5“ Amoled Display, dass über eine Auflösung von 1280x720 Pixel verfügt. Dies mag im Vergleich zu manch anderen Konkurrenten etwas wenig erscheinen, stört im Betrieb allerdings überhaupt nicht; im Gegenteil es verlängert die Akkulaufzeit. Auf der rechten Seite gibt es zudem noch einen Ein/Aus Schalter und Tasten für Wiedergabe, Vor und Zurück und den bereits wie erwähnt auf der Oberseite angebrachten Lautstärkeregler. Auf der Unterseite befinden sich sämtliche Anschlüsse. Angefangen von einer einfachen 3,5mm Klinkenbuchse, 3,5mm Lineout, einem 4,4mm symmetrischen Ausgang, USB-C Anschluss sowie einem Mini HDMI (I2S) Anschluss.
Durch längeres Drücken der Ein/Aus-Taste startet der Player sein Android 9. Das Hochfahren geht dank Snapdragon 660, sowie seinem 6GB Speicher extrem rasant. Android 9 mag zwar nicht mehr ganz aktuell sein, ich kann mir aber dennoch keine Funktion vorstellen, die ein Highend DAP zusätzlich bräuchte, als das bereits vorhandene. Intern sind bereits 128GB Speicher verbaut, die allerdings etwas üppiger ausfallen könnten. Zusätzlich kann natürlich eine Micro-SD Karte bis zu 1TB eingesetzt werden. Zur Wiedergabe ist der eigene Cayin Player, sowie die Hiby Music App vorinstalliert. Wer klanglich etwas mehr eingreifen will ist mit der Hiby Music App besser bedient, da hier der MSEB EQ integriert ist. Persönlich spricht mich der Cayin Player besser an, obwohl sich beide Apps ansonsten absolut identisch bedienen lassen. Klanglich konnte ich zwischen beiden keine Unterschiede feststellen. Das Scannen der Mediathek geht rasend schnell. Der Scan einer Mediathek mit ca. 2000 Stücken benötigt nur wenige Sekunden.
Mit einem Wisch vom oberen Bildschirmrand lassen sich unterschiedliche Klangsignaturen wählen. Es gibt wie bereits erwähnt einen Röhrenverstärker, einen Solid-State Verstärker und dazu zusätzlich noch die Auswahl zwischen Class A und AB, sowie einen zusätzlichen „Power+“ Modus. Letzterer kann allerdings nur in Verbindung mit dem Class AB Verstärker eingesetzt werden. Vermutlich wegen des zu hohen Energieverbrauchs, da ein Class A Verstärker mehr Leistung benötigt als ein Class AB Verstärker. Zum Test verwende ich meine geliebten Vision-Ears EXT im Solid-State / A-Modus. Laut Herstellerangaben für mich als Klassikfreund prädestiniert. Was hier zu Ohren kommt ist absolut grandios. Der N8ii klingt traumhaft leichtfüßig mit einer beeindruckenden holografischen Klangbühne. Jedes einzelne Instrument lässt sich im Raum orten. Er verfügt über Mikrodetails, die ich in dieser Art bis jetzt noch nirgends gehört habe. Ich dachte ich kannte meine Lieblingsmusik in und auswendig. Falsch gedacht. Der Player entlockt den Stücken Details, die mir bis jetzt vorenthalten wurden; keineswegs allerdings analytisch oder steril. Der Unterschied zwischen A- und AB-Modus ist gering und nur bei manchen Musikrichtungen ist ein Unterschied festzustellen. Besonders schwierig wird es bei Musik, die über wenig Bassfundament verfügt. Selbst dann benötigt es einzige Zeit, man muss in den jeweiligen Modi etwas verweilen um beim Umschalten einen Unterschied herauszuhören. Dennoch ist speziell für mich als Klassik Fan der A-Modus die bessere Wahl, da er von der Abstimmung hierfür perfekt ist. Wo der dynamische AB-Modus seine Stärken ausspielt ist Musik mit mehr Bassanteil. Interessant wird der AB-Modus mit aktivierter Power+ Funktion. Was Cayin in diesem Modus genau macht, konnte ich nicht herausfinden. An eine simple Spannungserhöhung kann ich nicht glauben. Es wirkt, wie wenn ein Kompressor, bzw. Enhancer aktiviert werden würde. Der aber wie gewohnt nicht verdichtet, sondern eher erweitert. Kommen wir nun zum Wichtigsten des N8ii: dem Röhrenmodus, sicherlich der Hauptgrund zum Kauf dieses Players. Es dauert genau 5 Sekunden bis die Röhren vorgewärmt und der Player auf diesen Modus umschaltet. Das Timbre ist absolut grandios. Es ist nicht so ausgeprägt wie ich es von anderen Röhrengeräten gewohnt bin, aber das im positiven Sinne. Zu Anfang dachte ich, dass die Bühne beim Umschalten auf den Röhrenmodus etwas schlanker wird, dies ist aber nicht, bzw. nur minimal der Fall. Vielmehr ist es die Lautstärke, die beim Röhrenmodus etwas leiser ist. Hier spielen uns die Ohren einen Streich, denn diese empfinden im ersten Moment alles schöner was lauter ist. Mich faszinieren die Mikrodetails, die auch im Röhrenmodus ausgeprägt vorhanden sind. Dennoch schönt es manche spitzen Aufnahmen. Die Aufnahmen von Jennifer Warnes sind ein gutes Beispiel. Jennifers Stimme ist für mich bei etlichen Aufnahmen etwas spitz und unangenehm. Aktiviert man den Röhrenmodus, sind dennoch alle Details vorhanden, allerdings ohne diese unangenehmen Frequenzen. In der Regel werden sich die meisten, die sich diesen Player kaufen diesen Modus verwenden. Es sei denn man möchte überhaupt keine Färbung, was bei mir bei manchen klassischen Aufnahmen der Fall war.
Fazit:
Mit dem N8ii setzt Cayin ein weiteres Mal die Messlatte auf ein neues Level. Das Röhrentimbre ist absolut grandios. Die große Klangbühne, sowie die Mikrodetails sind auf absolut höchstem Niveau. Ich kann mir nichts vorstellen, was man an dem Player verbessern könnte, ausser evtl. den Speicher zu erweitern. Das Gerät ist grandios verarbeitet und optisch eine Augenweide. Das Bedienfeld ist einfach zu bedienen und bietet eine reiche Funktionalität. Insgesamt ist der Cayin N8ii eine großartige Wahl für alle, die keine Kompromisse eingehen wollen. Der Preis von 3680€ (Stand 11.04.2023) ist kein Pappenstiel, für das Gebotene allerdings berechtigt.
Tester: Tobias Brandl
Vielen Dank an Cayin für die Bereitstellung des DAP´s